Ostschweiz
Ostschweiz: Ein spannendes Puzzle
Langezeit wurde die Ostschweiz am nördlichen Rand jener Klimazone geortet, wo Weinbau mit den in der Schweiz populären Sorten möglich ist. Durch die Klimaerwärmung sind die Rebberge von Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau und Graubünden nun in jenen Raster gerückt, wo Sorten wie Müller-Thurgau oder Pinot Noir vorzüglich gelingen. Aber auch alteingesessene aber Langezeit fast vergessene Sorten wie Elbling, Räuschling oder Completer erleben eine Renaissance.
Schaumweine aus Ostschweiz
Weissweine aus Ostschweiz
Rotweine aus Ostschweiz
Hermann Müller (1850 bis 1927) stammte aus einer Winzerfamilie aus dem Thurgau und wurde zu einem der bekanntesten Rebforscher Europas. In der renommierten Forschungsanstalt im deutschen Geisenheim, wo er sich Hermann Müller-Thurgau nannte, züchtete er 1882 die Sorte Müller-Thurgau, die zur erfolgreichsten Neuzüchtung weltweit avancierte. Auch in der Ostschweiz ist sie bis heute die wichtigste Weissweinsorte. Zwischenzeitlich sank ihr Ruf, weil ihr nur ein beschränktes Qualitätspotential zugeschrieben wurde. Doch seit Müller-Thurgau-Weine (oft auch Riesling-Sylvaner genannt) ohne biologischen Säureabbau vinifiziert werden und mit viel Primärfrucht und Frische überzeugen, erlebt die Sorte eine Renaissance.
Die Römer machten den Anfang
In der Ostschweiz gibt es 17 Kantone, in denen Wein angebaut wird. Zürich (620 Hektar), Schaffhausen (500 Hektar), Graubünden (425 Hektar), Aargau (400 Hektar) und Thurgau (270 Hektar) sind dabei die wichtigsten Weinbaukantone. Ausgrabungen deuten darauf hin, dass in der Ostschweiz schon die Römer vor rund 2000 Jahren erste Rebberge angelegt haben. Später entwickelten Klöster und Adelshäuser den Weinbau weiter. Es wird geschätzt, dass vor dem Reblaus-Einfall in der Ostschweiz rund 15‘000 Hektar mit Reben bestockt waren. Heute sind es rund 2‘700 Hektar.
Paradesorte Pinot Noir
Rebbau wird hier in klimatisch bevorzugten Lagen wie Seeufern, Flusstälern und Hügellagen betrieben. Mit durchschnittlich 1‘600 Sonnenstunden und Niederschlägen von rund 1‘100 Millimetern pro Jahr und Quadratmeter, sowie Böden, die von kalkhaltigem Lehm mit unterschiedlichem Anteilen an Kies und Sand dominiert werden, sind die Bedingungen heute ideal, um ausgewogene Weine in die Flaschen zu bringen. So reifen in der Ostschweiz mithin die besten Pinot Noir-Weine (auch Blauburgunder genannt) der Schweiz. Die im Barrique ausgebauten Top-Selektionen können es heute durchaus mit Spitzenweinen aus dem Burgund aufnehmen. Weisse Burgundersorten, Sauvignon Blanc und Gewürztraminer, sowie rote Spezialitäten wie Regent, Garanoir, ja sogar Zweigelt oder Malbec gelingen ebenfalls überraschend gut. Und alteingesessene Sorten wie Elbling oder Räuschling erleben ein Comeback.