Tessin
Tessin: Das Merlot-«Mekka» der Schweiz
Schon vor 2000 Jahren, also zur Zeit der Römer, soll im Tessin Weinbau betrieben worden sein. Doch das Fundament zum heutigen Weinbau wurde erst vor etwas mehr als 100 Jahren, genauer gesagt im Jahr 1907 gelegt. Denn damals wurden bei Castelrotto im Malcantone die ersten Merlot-Stöcke gepflanzt. Seither hat die Sorte hier einen eigentlichen Siegeszug erlebt. Im Barrique ausgebaut Top-Selektionen können sich heute durchaus mit Gewächsen aus den Bordeaux-Regionen Saint-Émilion oder Pomerol messen.
Schaumweine aus Tessin
Weissweine aus Tessin
Roséweine aus Tessin
Rotweine aus Tessin
Spirituosen aus Tessin
Es gibt nur sehr wenige Politiker, die ihre Visionen auch in privat initiierten Projekten umsetzen. Der Tessiner Staatsrat Giovanni Rossi (1861 bis 1926) war ein solcher Politiker. In einer wohlhabenden Bürgerfamilie mit Rebbesitz in Castelrotto aufgewachsen, studierte er Medizin in Genf, und wurde nach seiner Rückkehr ins Tessin als liberaler Reformer bekannt. Noch bevor er 1909 in den Staatsrat gewählt wurde und das kantonale Departement für Landwirtschaft übernahm, reformierte er den nach der Reblauskatastrophe darbenden Weinbau. Um künftig qualitativ bessere Weine keltern zu können, führte er persönlich Merlot-Setzlinge ins Tessin ein und pflanzte sie in seinen Rebbergen. Heute sind rund 85 Prozent der Anbaufläche von total 1040 Hektar mit Merlot bepflanzt.
Aufbruch in den 80er Jahren
Jahrzehntelang wurden jedoch aus der Sorte nur belanglose Schoppenweine produziert. Erst als in den 80er Jahren eine Gruppe von Deutschschweizer Aussteigern ins Tessin kam um Wein zu machen, und den Merlot nach Bordeaux-Manier mit langer Maischengärung und Barriqueausbau vinifizierten, wurde das Potential der Sorte sichtbar.
Viel Sonne – aber auch viel Regen
Das Tessin gilt zwar als Sonnenstube der Schweiz und tatsächlich liegt der Wert von 2‘200 Sonnenstunden deutlich höher als nördlich der Alpen, gleichzeitig sind aber auch die Niederschläge mit 1‘900 Millimeter pro Jahr und Quadratmeter rekordverdächtig hoch. Je nach Wetter sind deshalb Qualitätsunterschiede von Jahr zu Jahr auszumachen. Das Anbaugebiet ist in zwei Subregionen unterteilt. Im nördlichem Teil, dem Sopraceneri (Bellinzona, Blenio, Leventina, Locarno, Rivera, Maggiatal), wo das Klima und die Böden von den nahen Alpen geprägt sind, entsteht ein feinfruchtiger, sehr eleganter Merlot. Im südlichen Teil, dem Sottoceneri, ist es wärmer und die Böden sind kalkhaltiger, mit hohem Tonanteil. Dies ergibt konzentriertere Weine.
Weisse Überraschungen
Obwohl der Merlot im Tessin die Hauptrolle spielt, ergeben auch die alteingesessene Sorte Bondola, oder internationale Gewächse wie Cabernet Sauvignon, Petit Verdot oder Cabernet Franc hochwertige Weine. Ein eigentlicher Geheimtipp sind die Weissweine. Vor allem die Tessiner Chardonnays gehören heute zu den besten, die in der Schweiz gekeltert werden.