St-Emilion
Saint-Emilion: Eigenständige Bordeaux-Idylle
Ein eigenständiges Terroir, eine eigenständige Assemblage-Formel eine eigenständige Klassifizierung: Saint-Emilion nimmt in der Bordeaux-Welt eine exklusivie Ausnahmestellung ein. Die Weine sind nicht so kantig wie in Médoc, aber auch nicht ganz so opulent wie in Pomerol. Auch was die Trinkreife anbelangt, stehen sie zwischen den früh reifen Pomerols und den viel Zeit erfordenden Médoc-Gewächsen. In den Assemblagen spielt oft der Merlot die prägende Rolle. Aber auch der Cabernet Franc trägt viel zum eigenständigen Saint-Emilion-Feeling bei.
Rotweine aus St-Emilion
Mit seiner idyllischen Altstadt aus engen Gassen am Aufstieg zum berühmten Kalksteinplateau gelegen, gilt Saint-Emilion mit seinen 2‘000 Einwohnern als der Prototyp eines beschaulichen Bordeaux-Städtchens. Darum ist es auch das bevorzugte Ziel vieler Weintouristen. An manchen Tagen ist der Besucher-Rummel schon fast schon so gross wie in den Ferienorten an der Küste. Doch Reisende gab es hier schon immer, liegt doch Saint-Emilion an einer zentralen Pilgerroute nach Santiago de Compostela. Römische Legionäre sollen die ersten gewesen sein, die hier Wein angebaut haben, doch so richtig in Fahr kam der Weinbau erst im 13. Jahrhundert. Heute zieht das Städtchen gleichermassen Geniesser wie Investoren an, denn die Stilistik der Saint-Emilion-Weine mit ihrer Balance zwischen Struktur und weicher Fülle entspricht dem heutigen Geschmack der Weinliebhaber.
Kalk, gemischt mit Ton oder Sand
Weil die Rebberge auf dem Plateau von Saint-Emiliion bis zu 100 Meter über Meer liegen, also deutlich höher als im Médoc, und weil temperaturregulierende Gewässer weitgehend fehlen, reift der Cabernet Sauvignon hier nicht immer optimal aus. Der Merlot hingegen zeigt hier seine ganze Klasse und spielt darum in den Assemblagen der meisten Châteaux die Hauptrolle. Oft unterschätzt wird die Bedeutung des Cabernet Franc, der den Weinen die nötige Würze und Struktur verleiht. Heute bewirtschaften hier rund 1‘000 Winzer eine Rebfläche von rund 5‘200 Hektar. Zusammen mit der benachbarten AOC Pomerol spielt Saint-Emilion die Hauptrolle am rechten Ufer von Gironde und Dordogne. Zusammengefasst wird das Gebiet als Libournais bezeichnet.
Die Bodenverhältnisse auf dem Plateau sind komplex. Rund um das Städtchen, wo die Kalksteinböden viel Ton enthalten, wachsen kräftige Crus, während die Weine, die auf dem Kiesboden nahe der Grenzlinie zu Pomerol reifen, mit ihrer Eleganz bestechen. In den tieferen Lagen von Saint-Emilion wurzeln die Reben auf sandigem Schwemmland.
64 klassifizierte Crus
Saint-Emilion verfügt über eine völlig eigenständige Klassifizierung, die viel flexibler und kurzfristiger angelegt ist als jene im Médoc. Berurteilt wird nicht nur der Marktpreis und das Terroir, sondern auch die Qualität der letzten Jahrgänge und Bewertungen von Weinkritiker und Händler. Bei der letzten Klassifizierung von 2006 bekamen vier Güter die höchste Einstufung (Premier grand crus classé A) und 14 Güter die zweithöchste Einstufung (Premier Grand Cru Classé B). Weitere 46 Châteaux sind als Grand Cru Classés klassifiziert worden.