Sardegna
Sardinien: Der Wein-Schmelztiegel
Die zentrale Lage im Mittelmeer hat dazu geführt, dass verschiedenste Völker die sardinische Weinkultur mitgeprägt haben. Leider wurde dieser enorme Reichtum an alteingesessenen Sorten lange nicht genutzt. Doch seit einigen Jahren ist auf der Insel ein dynamischer Qualitätsprozess festzustellen. Vor allem rote Cannonau di Sardegna, wie die Grenache in Sardinien genannt wird, und die weissen Vermentino-Crus aus Gallura sind Garanten für Spitzencrus.
Sardinien ist eine Insel mit verschiedenen Realitäten. Während an der Costa Smeralda der internationale Jet Set medienwirksam sein «Dolce far niente» zelebriert, pflegen wenige Kilometer entfernt im Hinterland der Küste die Winzer seit Generationen die heimische weisse Sorte Vermentino. Dieser hat hier, in der Region von Gallura sein bestmögliches Terroir gefunden. Mit seinen Aromen nach Zitrusfrüchten, frischen Garrigue-Kräutern und ausgeprägt mineralischen Noten, sowie seiner gut strukturierten Eleganz im Gaumen gehört er, von ambitionierten Winzer gekeltert, zu den vielversprechendsten Weissweinen Italiens.
Spanische Einflüsse
Schon lange bevor die Römer im Jahr 238 vor Christus die Insel erreichten, haben hier schon die Katharger und Phönizier den Weinbau begründet. Einen wichtigen Einfluss hatten auch die Spanier, die über vier Jahrhunderte hinweg, bis zum Jahr 1708 die Insel beherrschten. In dieser Zeit dürfte auch die Grenache-Traube, die hier Cannonau genannt wird, auf die Insel gekommen sein. Die Sorte bringt hier mediterrane, sehr sinnlich-opulente Weine mit reifer Kirschenfrucht, würzigen Noten und weichem Tannin hervor. Vielen Cannonau-Gewächse enthalten zur Abrundung bis zu 15 Prozent andere Sorten. Im Südwesten der Insel kann die Sorte Carignan interessante Weine erbringen, wenn sie von ertragsschwachen, alten Reben stammen. Die Sorten Bovale Sardo und Bovale Grande, die verblüffend konzentrierte Weine ergeben können, wird eine Verwandtschaft mit der spanischen Bobal-Traube nachgesagt.
Die alten Sorten im Fokus
In Sardinien sind heute rund 40‘000 Hektar mit Reben bestockt. Die Böden werden im Bereich der Küste von Sand geprägt, während sie im Landesinnern meist lehmhaltig sind. Das Klima ist ausgeprägt mediterran, wobei in höher gelegenen Rebgärten durchaus markante Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht bestehen. Am häufigsten angebaut werden auf der Insel die roten Sorten Cannonau und Monica, sowie die weissen Gewächse Vermentino und Nuragus. Spitzenwinzer experimentieren seit einigen Jahren wieder intensiv mit den unzähligen alteingesessenen lokalen Sorten, die beinahe ausgestorben wären. Die Weininsel Sardinien hat durchaus das Potential, um uns künftig mit neuen Spitzencrus aus uralten Sorten zu überraschen.