Roland und Karin Lenz
Noch während des Önologiestudiums von Roland Lenz konnten er und seine Frau Karin 1994 acht Hektaren Weinreben am Iselisberg übernehmen. Es war eine einmalige Gelegenheit, die sie am Schopf packten, obwohl die beiden mit dem Gedanken spielten, sich im Ausland, weit weg von der Schweiz, selbständig zu machen. Das taten sie zwar später auch, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Kanton Thurgau ist erst in den letzten beiden Jahrzehnten als Weinbaukanton so richtig ins Bewusstsein der Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber gelangt. Allgemein und seit jeher bekannt sind seine Apfelkulturen und der daraus gewonnene Apfelsaft (Most), die dem Kanton den Scherznamen «Mostindien» eingebracht haben. Doch der Weinbau existiert in dieser Region seit Jahrhunderten.
Weissweine von Roland und Karin Lenz
Rotweine von Roland und Karin Lenz
von Roland und Karin Lenz
Das grösste Weinbaugebiet des Kantons liegt im unteren Thurtal und erstreckt sich von West nach Ost, von Warth-Weiningen nahe der berühmten Kartause Ittingen bis zur Zürcher Kantonsgrenze bei Ossingen. Der Iselisberg ist das Herzstück – eine grandiose, perfekt nach Süden ausgerichtete Hanglage, eine Moräne, die vom sich in der Eiszeit zurückziehenden Rheingletscher hinterlassen wurde. (Quelle: Stein und Wein, Regionalheft 2)
An diesem sonnenverwöhnten Hang besitzen Roland und Karin Lenz die meisten Parzellen, insgesamt rund 24 Hektaren. Hier profitieren sie von einem hervorragenden Mikroklima und idealen Bodenverhältnissen. Die mineralreichen, kiesig-lehmigen Moräneböden (teilweise mit Sand), eignen sich für viele verschiedene Rebsorten. Die Sonneneinstrahlung ist bei dieser Hangneigung optimal. Es ist oft sehr windig, was Pilzkrankheiten entgegenwirkt, und die Niederschläge fallen geringer aus als in anderen Gebieten der Schweiz. Der Höhenunterschied zwischen den untersten und den obersten Rebstöcken beträgt rund 120 Meter. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass mittlerweile 34 verschiedene Rebsorten kultiviert werden, drei Viertel davon sind neue, pilzwiderstandsfähige Sorten, sogenannte PIWI-Reben, die nach Meinung von Roland Lenz die Zukunft des Bioweinbaus sind.
Roland Lenz wandte sich dem Bioweinbau zu, nachdem er an einer durch Pestizide ausgelösten Allergie gelitten hatte. Der erste Versuch, die Kultivierung umzustellen, scheiterte nach relativ kurzer Zeit. Der zweite Anlauf gelang ein paar Jahre später dank mehr Erfahrung in Bezug auf die herrschenden Klima- und Bodenverhältnisse. Der Betrieb ist nach Delinat- und Knospe-Richtlinien der Bio Suisse zertifiziert, die strenger als die allgemeinen Schweizer oder EU-Richtlinien sind. Aber einfach nur die Richtlinien einzuhalten ist nicht Roland Lenz’ Sache. Sein Ziel ist es, zusammen mit seiner Frau Karin und seinem Team im weitesten Sinne einen bedeutenden Beitrag zur langfristig-nachhaltigen Weinerzeugung zu leisten. Diese soll nichts Geringeres als die Gesundheit von Mensch, Flora, Fauna und Boden gewährleisten, eine wirtschaftliche Arbeitsweise ermöglichen und die soziale Verantwortung jedes Einzelnen in unserer Gesellschaft fördern.
Im Rebberg wird der Fokus vermehrt auf die neuen Sorten (PIWI) gelegt. In den Jahren 2020 und 2021 werden rund 7 Hektaren in Stammheim (weiter nördlich, im Kanton Zürich gelegen), die mit solchen Reben bestockt sind, hinzukommen. Diese neuen, robusten Traubensorten können kostengünstiger und vor allem kupferfrei gepflegt werden. Damit wird ein Makel, der dem Bioanbau schmerzlich anhaftet, getilgt. Einzig Pflanzenstärkungsmittel wie Baumrindenextrakt sowie Tees aus Brennnessel, Wallwurz, Baldrian oder Ringelblume kommen zum Einsatz. Mit diesen biodynamischen Methoden (die Demeter-Zertifizierung ist für 2021 geplant) werden aber auch die traditionellen Rebsorten wie Pinot Noir oder Sauvignon Blanc behandelt und auch die «Exoten» wie der Grüne Veltliner, Viognier, Chenin Blanc, Cabernet Franc oder Malbec, die der Experimentierfreude der Familie Lenz zu verdanken sind.
Die Traubensortendiversität mildert den Krankheitsdruck, dem Monokulturen stärker ausgesetzt sind. Folgerichtig wird die Biodiversität im Allgemeinen ständig ausgebaut. Nach und nach werden bis zu 10 Aren grosse Flächen der Natur als Ausgleichsflächen oder Biodiversitätsflächen zwischen den Rebzeilen zurückgegeben, bis dato über 12% der Betriebsfläche! Darauf werden heimische Büsche, Sträucher und Fruchtbäume gepflanzt, Unterschlüpfe für Tiere, Reptilien und Insekten bereitgestellt, oder sie werden als Naturwiesen belassen. Mit all diesen Massnahmen wird die Artenvielfalt von Flora und Fauna in den Weingärten gefördert und erhalten. Nützlinge und Schädlinge halten sich in einem solch vielfältigen Lebensraum die Balance. Es entsteht eine natürliche Lebensgemeinschaft, in der Pflanzen, Insekten und Tiere unter der Obhut des Winzers optimal harmonieren.
Die Zukunft gehört den neuen Traubensorten, ist Roland Lenz überzeugt. Konsequenterweise hat er 2017 eine eigene, biozertifizierte Rebschule ins Leben gerufen, in der unter anderem Solaris, Souvignier Gris, Léon Millot, Cabernet Jura und Cabernet Blanc produziert werden. 2018 kam in Zusammenarbeit mit Valentin Blattner, einem angesehenen Schweizer Rebzüchter, der «Weingarten der Zukunft» mit 100 noch namenlosen Züchtungen dazu, die dereinst testweise mikrovinifiziert werden sollen. Auch ein Experiment mit einer im gemischten Satz bepflanzten Parzelle (verschiedene Traubensorten sind gemischt gepflanzt) ist dabei. Man darf gespannt sein!
Dass biologische Richtlinien auch im Keller eingehalten werden, ist selbstverständlich. Das A und O sind gesundes Traubengut und eine schnelle Verarbeitung. Es kommen nur noch zwei Hilfsstoffe zum Einsatz: Tonerde (Bentonit) und etwas Sulfit zur Stabilisierung der Weine. Somit sind alle Weine auch vegan. Auch der Verpackung wird mit der Wahl von Leichtglas, unbedruckten Umkartons und Bio-Diam-Korken die nötige Beachtung geschenkt. Schraubverschlüsse sind für die Familie Lenz aufgrund ihres Materials (Plastik und Metall) nicht nachhaltig genug. Besondere Anstrengungen hat man auch in puncto Energieverbrauch unternommen. Das Weingut von Karin und Roland Lenz war 2015 das erste energieautarke Weingut der Welt! Alle Gebäude werden mit Erdwärme beheizt. Der Strom wird durch Photovoltaik erzeugt und mittels Batteriespeicherung selber verwaltet.
Mit Baur au Lac Vins arbeitet die Familie Lenz schon seit Jahren besonders eng zusammen. Mit Einkaufschef Mario Aschwanden sind nach und nach verschiedene exklusive Weine entstanden, die in Anlehnung an das Baur-au-Lac-Gründungsjahr unter dem Label «Cuvée 1844» abgefüllt werden. Es sind zur Hauptsache reinsortige aus traditionellen Traubensorten wie Pinot Noir oder aus «exotischen», für die Schweiz ungewöhnlichen Rebsorten wie Chenin Blanc oder Grüner Veltliner. Die Cuvée Blanc vereint traditionelle und neue Sorten. Nun, da Karin und Roland Lenz zum Weingut des Jahres von Baur au Lac Vins erkoren worden sind, halten zwei neue Weine im Sortiment Einzug, die auch im Namen die freundschaftliche Zusammenarbeit ausdrücken: die Cuvées Ballenz in Rot und Weiss, die einen grossen Anteil an neuen Traubensorten haben.
Roland und Karin Lenz beweisen, dass auch in unseren Breitengraden ein für Schweizer Verhältnisse grosses Weingut erfolgreich nach biologischen Richtlinien geführt werden kann. (Übrigens: Das Fernweh hat die beiden nach Chile geführt. Dort betreiben sie ebenfalls ein Bioweingut.) Sie sind heute für den Schweizer Bioweinbau Vorreiter und ein mustergültiger Betrieb. Ihre Weine genügen qualitativ höchsten Ansprüchen, denn sie bieten nebst ihrer hervorragenden Geschmacksqualität einen eindeutigen und wertvollen Mehrwert in ihrer Produktionsqualität. Für all ihre Anstrengungen wurden sie zweimal – 2015 und 2018 – mit dem Preis «Schweizer Biowinzer des Jahres» belohnt. Innovationsfreude, Leidenschaft und Überzeugung treiben sie an. Roland Lenz schwebt als Nächstes «seine» neue Rebsorte vor: die Lenz-Thurgau!
Produzent
Erwin Tinhof
Seit nunmehr 11 Generationen betreibt Familie Tinhof Weinbau in Eisenstadt am Leithagebirge im Burgenland. Daraus schöpft sich ihr Wissen und ihre Erfahrung, welche Rebsorten hier besonders gut wachsen und typische Weine entstehen lassen können. Neuburger, Weissburgunder und Blaufränkisch, Sankt Laurent, teilweise Rebstöcke, die bis zu 55 Jahre alt sind – das ist ihr Fokus.
Montepeloso
Das in der Maremma gelegene Weingut Montepeloso, mit dem Schweizer Mit-Besitzer und Gutsverwalter Fabio Chiarelotto, hat sich einen Ruf für herausragende Rotweine erworben. Mit einer Kombination aus mehrheitlich traditionellen und heimischen Rebsorten, aber auch mit internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon, entstehen versteckt in den Hügeln von Suvereto, nahe der Tyrrhenischen Küste – einer der heissesten Gegenden der Toskana – und dank meist hochgelegenen Weinbergen komplexe Weine mit mediterranem Charakter.
Domaine des Pères de l'Eglise
1933 waren die Winzer und die Weinhändler von Châteauneuf-du-Pape die Ersten, die sich selber Qualitätsregeln für den Anbau und die Herstellung von Wein auferlegten, der Châteauneuf-du-Pape heissen durfte. Die geographische Festlegung des Anbaugebiets und die Bestimmungen haben noch heute ihre Gültigkeit, um die Weinqualität für den Weingeniesser zu garantieren. Die Familie Gradassi der Domaine des Pères de l’Église folgt der Tradition mit dem frischen Wind der vierten, jungen Generation.