Heathcote
Heathcote: Ein Terroir für Shiraz und mehr
Ein Gürtel aus verschiedenen Weinregion umschliesst im Bundesstaat Victoria die Millionen-Metropole Melbourne. Noch wenig bekannt sind die Appellationen in Central Victoria, die sich nördlich von Melbourne im Landesinnern befinden. Dabei hat gerade hier in den letzten Jahrzehnten eine dynamische Qualitätsentwicklung stattgefunden. Im ländlichen Heathcote etwa, reifen in einem gemässigten Klima auf rot schimmernden Verwitterungsböden kräftige, aber gut strukturierte Shiraz-Weine von mittlerem Alkoholgehalt.
Rotweine aus Heathcote
Rund zwei Stunden dauert die Autofahrt von der dicht besiedelten Küste bei Melbourne ins 120 Kilometer nordwestlich gelegene Heathcote, das zwischen den Anbaugebieten Goulburn Valley und Bendigo liegt. Während in Küstennähe der Weinbau vielfältig in das urbane Genussangebot eingebettet ist, findet sich der Reisende hier in einer beschaulich-ländlichen Umgebung wieder. Die Farmer, die das Land kultivieren, setzten noch vor wenigen Jahren ganz auf Schafzucht. Seit in den 60er Jahren klar geworden ist, dass sich das Terroir hier besten für den Weinbau eignet, sind rund 40 Kellereien entstanden, die 70 Weinberge bewirtschaften.
Rot schimmernde Böden
Das spezielle Terroir wird geprägt von einem Sockel aus Basaltgestein, mit einer Auflage von kalkhaltigen, schweren Lehmböden mit hohem Eisenanteil, welcher die Erde rot schimmern lässt. Der Ursprung dieses Boden soll auf die Epoche des Kambriums vor rund 500 Millionen Jahre zurück gehen. Dieser aussergewöhnliche Untergrund beginnt etwa fünf Kilometer südlich des Städtchens Heathcote und zieht sich einem schmalen, nur rund zwei Kilometer breiten und 35 Kilometer langen Band gleich, nach Norden. Das Klima ist moderat. Die Hügelzüge des nah gelegenen Mount Camel bilden einen Korridor, durch den kühle Luft aus Südosten ins Weingebiet dringt. Die Niederschläge von rund 500 Millimeter pro Jahr und Quadratmeter sind ausreichend. Einige Farmer bewirtschaften ihre Rebgärten denn auch unbewässert. Dieses «Dry Farming» ergibt Trauben mit sehr kleinen Beeren, die wiederum die Basis für natürlich konzentrierte Shiraz-Weine sind.
1860 erste Reben gepflanzt
Die Gegend von Heathcote wurde ab 1850 von Goldgräbern besiedelt. In der gleichnamigen Stadt lebten auf dem Höhepunkt des Goldrausches rund 35‘000 Menschen, heute sind es 3‘500. Als die erwarteten Funde damals ausblieben, blieben einige Zuwanderer hier und wurden Farmer. Der aus Deutschland stammende Henning Rathjen gilt als erster Winzer in Heathcote. 1860 soll er erste Rebstöcke der Sorten Shiraz und Marsanne gepflanzt haben. Noch heute wird ein Teil der Rebgärten von Nachkommen der ersten Siedler bewirtschaftet. Neben Shiraz werden hier heute auch sehr gute Weine aus Marsanne, Viognier, Cabernet Sauvignon, Sangiovese und Tempranillo gekeltert.