California
Kalifornien: Viel Frucht und reife Tannine
Rund 90 Prozent der in den USA produzierten Weine reifen in Kalifornien. Vor allem das Napa Valley, rund 100 Kilometer nördlich von San Francisco gelegen, gilt als das prominenteste Weinbaugebiet der Neuen Welt schlechthin. International für Furore gesorgt haben die kalifornischen Winzer zuerst mit Chardonnay und Cabernet Sauvignon. Heute werden aber auch aus Pinot Noir, Syrah und anderen Sorten hochstehende Weine produziert. Das Weinland Kalifornien zeigt heute so viele Facetten wie noch nie zuvor.
Die ersten Winzer in Kalifornien waren franziskanische Geistliche. Auf ihrem «Camino Real», ihrem missionarischen Weg entlang der Küste nach Norden errichteten sie Missionsstationen und legten ab 1770 auch Rebberge an, um Messwein keltern zu können. Einen entscheidenden Einfluss hatte der aus Ungarn stammende Weinpionier Agoston Haraszthy. Er liess verschiedenste Rebsorten nach Kalifornien bringen, untere anderem auch den Zinfandel, der heute als besondere Spezialität gilt. Die Prohibition und die Wirtschaftskrise stoppten den Weinbauboom, und nach dem 2. Weltkrieg produzierten die kalifornischen Winzer vorerst mehrheitlich billigen Massenwein.
Legendäre Vergleichsprobe
Als Vorreiter des heutigen Qualitäts-Weinbau gilt Robert Mondavi, der 1966 damit begann, Spitzenweine nach französischem Vorbild zu erzeugen. Einen legendären Erfolg erzielten die kalifornischen Winzer dann 1976 beim sogenannten «Judgment of Paris», einer Blindprobe, bei der renommierte französische Juroren die kalifornischen Chardonnays und Cabernets höher bewerteten als die eigenen Topcrus aus dem Burgund und Bordeaux. Seither gilt Kalifornien als Reservoir für absolute Topweine.
Kühler Pazifik
Die Weingebiete Kaliforniens reihen sich wie eine Perlenkette entlang der Küste, wobei sie in der Regel vom Küstengebirge vom kalten Pazifikeinfluss geschützt werden. Überall dort, wo Flusstäler in Ost-West-Ausrichtung diesen Hügelzug durchbrechen und kühle Pazifikluft in die Rebzonen bringen, herrscht ein «Cool Climate», wo knackige Schaumweine, frische Chardonnays oder elegante Pinot reifen können. In den warmen Gebieten, die gut vom Pazifikeinfluss geschützt sind, reifen dagegen konzentrierte Weine. Vor allem der Cabernet Sauvignon, oft ergänzt mit anderen Bordeaux-Sorten bringt ausgezeichnete Resultate.
Unterschiedliche Böden
Auch die Bodenverhältnisse sind komplex. Allein im Napa Valley sind an die 150 verschiedene Bodentypen bekannt. In den Hügelzügen dominiert oft vulkanisches Gestein, während in den Talebenen mehrheitlich Schwemmland zu finden ist, aber auch Kies und roter Ton kommen häufig vor. In den letzten 20 Jahren haben die Winzer dieses Terroir-Puzzle immer besser erforscht, so dass heute in jeder Lage ideale Sorten angebaut werden. Mit einer Fläche von 210‘000 Hektar gilt Kalifornien als viertgrösste Weinregion der Welt.