Untermosel
Untere Mosel: Die Finesse der steilen Lagen
Die Untere Mosel umfasst den letzten, rund 100 Kilometer langen Abschnitt des Flusses zwischen der Ortschaft Pünderich und jener Stelle bei Koblenz, wo die Mosel in den Rhein mündet. Hier zeigt sich der Steillagen-Weinbau in seiner eindrücklichsten Form, deshalb wird diese Subregion heute oft auch als Terrassenmosel bezeichnet. In den oft in schwindelerregender Höhe über dem Fluss thronenden Kleinst-Terrassen, zeigt der Riesling seine volle Ausdruckskraft.
Weissweine aus Untermosel
Archäologen glauben, dass im Bereich der Unteren Mosel schon die Römer erste Weinbergsterrassen angelegt haben. Somit beruht der Weinbau hier auf einer jahrtausendalten Kultur des Terrassenbaus, wobei die Steine überwiegend trocken gesetzt wurden, der Einsatz von Mörtel wäre in diesen schwer zugänglichen Lagen zu aufwendig gewesen. Seine grösste Ausdehnung dürfte der Terrassenweinbau gegen Ende des 19. Jahrhundert erreicht haben. In den letzten Jahrzehnten wurden viele der besonders kleinteiligen und arbeitsintensiven Terrassen nicht mehr bewirtschaftet. Gleichzeitig hat aber das Wissen um den kulturhistorischen und auch architektonischen Wert dieser Trockenmauern zugenommen. Die Terrassen tragen auch massgeblich zum vielfältigen Ökosytem an der Unteren Mosel bei. Die losen Steine sind ein perfekter Lebensraum für Apollofalter, Smaragdeidechsen und viele andere seltenen Arten.
Steilste Lage Europas
Noch heute werden hier viele Rebberge in der urtümlichen und sehr aufwendigen Einzelstockerziehung mit hoher Pflanzdichte bewirtschaftet. In neueren Anlagen werden dagegen die Reben auch an querverlaufenden Spalierdrähten erzogen. Die wichtigsten Weinorte dieser Sub-Region sind Lehmen, Kobern-Gondorf und Winnigen. Neben den das Image der Region prägenden Steillagen gibt es aber durchaus auch flurbereinigte, flachere Lagen wie etwa den Domgarten bei Winnigen. Eine Sonderstellung an der Unteren Mosel nimmt die Lage Calmont zwischen den Orten Bremm und Ediger Eller ein. Mit seiner extremen Hangneigung von über 65 Grad wird die Lage öfters als die steilste in Europa, oder gar in der ganzen Welt bezeichnet.
Riesling vom Schiefer
Das besondere Mikroklima in den nach Süden ausgerichteten Toplagen am Fluss in Verbindung mit einem langen Vegetationszyklus von bis zu 160 Tagen, bringt Rieslinge mit spielerische Finesse und grosser Mineralität hervor. Der wichtigste Qualitätsfaktor sind aber die kargen Böden, geprägt von oft bläulich schimmerndem Devon-Schiefer in unterschiedlichem Zusammenspiel von Sand, Quarz, Ton oder Kalk.