Chablis
Chablis: Die pure Finesse des Chardonnays
Kaum irgendwo sonst auf der Welt, zeigt die Sorte Chardonnay so ein klar erkennbares Profil wie in der Appellation Chablis mit ihrer rund 5‘000 Hektar umfassenden Rebfläche. Es ist die prononcierte Säure, welche den Weinen hier ihre tänzerische Finesse und Frische verleiht. Langezeit galt das am 48. Breitengrad gelegen Gebiet mit seinen aussergewöhnlichen Kalk-Mergelböden als das «Cool Climate»-Gebiet in Frankreich schlechthin. Trotz der Klimaerwärmung haben die Chablis-Weine ihre kühl anmutende Frische bis heute behalten.
Weissweine aus Chablis
Chablis ist ein urfranzösisches, lebendiges Kleinstädtchen mit 2‘300 Einwohnern. Wer hier am Bartresen des «Au Vrais Chablis» ein Gläschen «Petit Chablis» schlürft, ist schnell Teil dieses beschaulichen Provinz-Lebens. Das Städtchen befindet sich im Mittelpunkt einer fast geschlossenen Arena aus Rebbergen, die nur vom Verlauf des Flüsschens Serein durchbrochen wird.
Obwohl eine burgundische Appellation liegt sie bereits 160 Kilometer nordwestlich der Burgund-Metropole Beaune. Für den Betrachter scheint es sich um ein einheitliches, ja fast monolithisches Rebgebiet zu handeln, dabei handelt es sich um ein komplexes Gebilde aus den AOC’s Petit Chablis (762 Hektar), Chablis (3‘218 Hektar), Chablis Premier Cru (775 Hektar) und Chablis Grand Cru (106.42 Hektar). Die Grundcharakteristik der Weine bleibt über alle Qualitätsstufen im Prinzip die gleiche, allerdings verfügen die Premier- und Grand Crus doch über wesentlich mehr Komplexität und Schmelz.
Komplexer Boden
Das Terroir von Chablis ist perfekt auf den Chardonnay zugeschnitten. Die Böden bestehen aus Mergel und Jurakalkformationen (Kimmeridge- und Tithon-Stufen) mit unterschiedlichen Anteilen von Austernschalen-Ablagerungen. Die Struktur der Gesteinsschichtungen ist ausserordentlich komplex und verleiht den Weinen auf unterschiedliche Weise ihren mineralischen Charakter, was sich beispielsweise bei den Grand Crus mit einer ausgesprochen frisch anmutenden Note nach Feuerstein ausdrückt.
Weinbau als Gratwanderung
Ob es nun schon die Gallier oder doch die Römer waren, die in Chablis zuerst Wein angebaut haben, ist aus heutiger Sicht nicht mehr überprüfbar. Schriftlich verbürgt ist hingegen, dass Zisterzienserklöster von der nahgelegenen Abtei Pontigny hier schon im 12. Jahrhundert auf über 20 Hektaren Wein angebaut haben. Noch vor etwas mehr als 100 Jahren wurden hier auf rund40‘000 Hektar Wein angebaut. Der Reblaus-Einfall und eine verstärkte Konkurrenzsituation beendeten diese erste Blütezeit des Weinbaus. Und nach den verheerenden Frost-Wintern von 1957 und 1961 lag der Weinbau völlig darnieder. Heute treffen die Chablis-Weine mit Klarheit und Beschwingtheit exakt die Erwartungen des aufgeklärten Bürgertums.