Rueda
Rueda: Everybody’s Darling
Die frischfruchtigen Weissweine aus Rueda sind zum Exportschlager avanciert und ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist nicht abzusehen. Schon fünf Monate nach der Ernte kommen die überaus primärfruchtigen, im Stahltank ausgebauten Weissweine auf den Markt. Der Rueda-Boom basiert fast ganz auf der hier schon lange heimischen Sorte Verdejo. Aber auch die Sauvignon Blanc-Weine überzeugen mit sortentypischer Aromatik und jener knackigen Frische, die allen Rueda-Weinen eigen ist.
Weissweine aus Rueda
Vielleicht war es tatsächlich ein glücklicher Zufall, der Rueda auf die Erfolgsspur verhalf. Die Besitzer der Rioja-Bodega Marqués de Riscal waren anfangs der 70er Jahre mit dem legendären Bordeaux-Önologen Émile Peynaud in Spanien unterwegs und legten in Rueda einen Halt ein. Peynaud soll schnell erkannt haben, dass die hier angepflanzte, weisse Verdejo-Traube ein interessantes Qualitätspotential aufweist. Zu jener Zeit wurden aus der Sorte fast ausschliesslich oxidativ ausgebaute Weine im Sherry-Stil erzeugt. Dem Team von Marqués de Riscal gelang es mittels einer temperaturgesteuerten, eher kühlen Vergärung einen überaus frischen, ja geradezu knackigen Weintyp zu keltern, der bei den Konsumenten überaus gut ankam. Seither erlebt die Region einen bis heute ungebremsten Aufschwung. Noch 2010 lag die Rebfläche hier bei total rund 7‘000 Hektar, heute wird bereits auf 13‘000 Hektar Wein angebaut.
Weinvielfalt nimmt zu
Bei rund 85 Prozent der Weine handelt es sich um frischfruchtige, unkomplizierte Weine, die im Stahltank vinifiziert werden. Ein typischer Rueda zeigt Aromen von Äpfeln, Minze, Zitrusfrüchten und einer Spur Fenchel. Im Trend liegen aber inzwischen auch gehaltvollere Weine, die vorsichtig im Holz auf der Feinhefe ausgebaut werden. Gerade dieser Typus von Wein kann sich in der Flasche über einige Jahre weiter entwickeln. In den letzten Jahren sind auch interessante Schaumweine, sowie auch Süssweine entstanden. Und sogar der ursprüngliche, oxidative Stil, erlebte eine kleine Renaissance unter der Bezeichnung «Dorado».
Nächtliche Ernte
Die Rebberge befinden sich in den Provinzen Valladolid, Segovia und Ávila und reichen im Norden bis an den Duero-Fluss. Die Reben wurzeln hier mehrheitlich in Kiesgeröll mit wenig organischer Substanz auf einem Sockel aus Lehm und Sand. Das Klima ist kontinental geprägt mit kalten Wintern und kurzen, sehr heissen Sommern. Die Rebberge liegen zwischen 600 und 800 Meter über Meer. Um die Trauben frisch und kühl in den Keller zu bekommen, wird die Traubenlese in vielen Betrieben mit Vollerntern maschinell während der Nacht durchgeführt. Vor allem in der Gegend um Segovia gibt es aber auch sehr alte Bestände von Buschreben, die vollumfänglich manuell bearbeitet werden.